Eine muntere Gesellschaft, Holzskulpturen

Karl Gindele und "Mensch, ein Mensch"

Vom Werden eines Kunstwerks: Holzbohlen lagen in der Malwerkstatt der Zieglerschen und warteten geduldig. Die Künstler gingen hundert Mal vorüber, keiner interessierte sich wirklich, die Bohlen waren eher Hindernis als Inspiration. Außer für Karl Gindele: Er untersuchte das Holz, betastete es  und hob es auf, wog es in der Hand, ging und kam wieder, blieb neugierig. Irgendwann nahm er eine Straßenkreide und kroch mühsam mit all seiner Lebensweisheit über die schweren Bohlen. Staubige Kreide kratzte über die Holzfasern, schrubbte die Absichten eines Mannes auf die blanken Flächen. Er zeichnete Konturen, passte sie den Verhältnissen an: ein kleiner, dicker Mann, eine weibliche große und dünne Gestalt – Menschen eben, in all ihren Formen. Dazu eine Botschaft: Mensch, du bist nicht allein! Allein auf dieser Erde, auf diesem Stück Wiese, am Rand dieses Beetes, am Eingang dieses Hauses.

Karl Gindele (Jahrgang 1941) kommt seit mehr als 30 Jahren in den Künstlertreff der Malwerkstatt. Er stellte seine Werke der Zeichnung und Malerei schon in bundesweiten Ausstellungen aus, erhielt zahlreiche Preise und Anerkennungen. Betrachtet man seine etwa 800 Werke, so fällt ein sich wiederholendes, großes Themen auf: der Mensch. Figuren, Personen in all ihren Erscheinungen, in ihrem Kommen und Gehen und all ihren Begegnungen und Berührungspunkten, Beziehungen in Zeit und Gesellschaft. Ein Thema, das Sensibilität und emotionale Wahrnehmungen erfordert.

Ob die Skulpturen auf dieser Wiese ihren richtigen Ort gefunden haben, ob sie Vorbeieilende zum Lächeln oder Nachdenken bringen, ob sie dem Rasenmäher im Wege stehen und sich behaupten werden, ob sie mit dem Wind spielen oder in der Sonne glitzern, ob sie Baumaßnahmen trotzen, ob sie manchem zu groß, zu klein, zu ernst, ein Dorn im Auge oder vielleicht einfach genau richtig sind. Sie sind, was sie sind: ein Sinnbild der Menschlichkeit und ein Denkmal, das uns zuruft: „Wir sind alle aus dem gleichen Holz gemacht!“

Die Skulpturen befinden sich rund um den Eingang des Haus Höchsten in Wilhelmsdorf .

Zußdorfer Str. 28, 88271 Wilhelmsdorf