Bauzaun Outdoor Ausstellung
Unter dem Arbeitstitel „Auf der Suche nach der Kunst“ ist es uns ein Anliegen, Menschen mit künstlerischen Lebensweisen und ihren Werken eine Plattform zu bieten. Wir treffen diese kunstschaffenden Menschen in ihrem Alltag und präsentieren ihre außergewöhnliche Art, Dinge um sich herum abzubilden, in Form zu bringen oder einer Bestimmung zu folgen. Die im Projekt vorgestellten Menschen leben, lernen oder arbeiten bei den Zieglerschen.
Die Entdeckungsreise Kunst beginnt mit der Bauzaun Outdoor Ausstellung. Wir starten am Wohnort der Kunstschaffenden in der Haslachmühle und in Wilhelmsdorf.
Nähere Informationen zur Outdoor Ausstellung: www.zieglersche.de
Die Zieglerschen, Neuland-Werkstätten, Malwerkstatt
Hoffmannstraße 19, 88271 Wilhelmsdorf, 07503 929 500
Fotoaufnahmen im Artikel: Karin Volz, RV
Auf der Suche nach der Kunst: Karl Gindele
Menschen und ihre Art sich zu begegnen
Ein Bleistift winzig klein am Ende ein Rest Graphitmine. Karl Gindele kratzt über das Papier und schrubbt Absichten auf die blanken Flächen. Erst einen Mann, dann eine Frau, dazwischen eine Berührung, dazu eine Baustelle mit Kran. Das Haus auf dem Blatt baut er schon mal fertig und lächelt. Er ist ein Maler und Zeichner aus Leidenschaft. Seine Bilder sind durch Beobachtungen inspiriert. Menschen, wie sie sich berühren, wohin sie gehen, welche Häuser sie bauen. Innerhalb dieser wortlosen Körpersprache löst er einen kleinen Moment, hält die Geste aus und an und bindet sie im Bild fest. Fläche um Fläche, Schicht um Schicht, ständig zum Loslassen und zur Erneuerung durch die Farbwahl, die Strukturen des Pinsels oder den Umbau des Dargestellten bereit. Keine Größe ist ihm zu groß, kein Material, was er nicht im Gestalten verwenden könnte, mit Fingern, mit Pinseln, mit Stiften auf Papieren, in Büchern, auf Leinwänden und Hölzern. Nichts hält ihn ab, seine Weisheiten abzubilden und am Ende landet er doch da, wo er begonnen hat…dem Gedanken an Menschen und ihre Hintergründe. Karl Gindele nimmt seit über 35 Jahren an Ausstellungen teil und erhielt zahlreiche Kunstpreise.
Karl Gindele ist Rentner und wurde 1941 geboren. Er lebt seit mehr als 60 Jahren in Wilhelmsdorf. In seiner Freizeit ist er in der Malwerkstatt der Zieglerschen künstlerisch tätig.
Auf der Suche nach der Kunst: Heike Wussler
Die Magie der vergessenen Steine
Vor Jahren fand Heike Wussler einen roten Duplostein mitten in der Landschaft. Ein Kind hatte ihn wohl verloren. Es gefiel ihr und so begann die Begeisterung für farbige Steine. Sie verbringt viel Zeit beim Rundgang durch ihren Lebensort, die Haslachmühle. Mit hoher Präsenz behält sie ihren Lebensbereich im Blick. Da liegt ein Stein über den Zaun geworfen und da einer im Sandkasten. Sie läuft, steigt über Abgrenzungen und geht in Räume, mal sucht sie, mal findet sie und mal nimmt sie. Duplosteine verschwinden im richtigen Moment in den großen Seitentaschen ihrer Hose. Kommt der rechte Augenblick, auch nachts, verbaut sie die bunten Steine in ihrem Zimmer zu magischen riesenhaften Wänden mit abgestuften Anordnungen und Mustern. Wände, die zum Teil freischweben, die das Licht der Fenster wie Bleiglasfenster oder Gardinen verdecken oder ganze Mauern, die vor und übereinander wie gemalte Bilder den Raum neu ordnen. Nebenbei alle schwarzen Steine und Tiere gehören an die stets offene Tür und alle weißen an die Öffnungen der Schränke. So ist der Ort gut und so ist es ihrer. Ob dabei die unterschiedlichen Steine gebraucht oder neu sind, ist egal, für sie haben alle die gleiche Magie. Lassen sie doch mal einen fallen, vielleicht wird er gefunden und verbaut.
Heike Wussler wurde 1970 geboren. Sie lebt und arbeitet in der Haslachmühle.
Auf der Suche nach der Kunst: Pascal Grenzer
Von den Dingen der Behausungen: Abstand halten!
Einbrechen Verboten Alarmanlage Sicherungskasten Solarzelle Lüftungsanlage Fingerschutz Feueralarm Marderschutz Kindersicherung Katzentür Gasflasche Klimaanlage Durchlüfter Pistolenverbot Einbruchsicherung Türschloss (Lieblingsworte)
Pascal Grenzer erschafft wie ein Bauleiter aus übrigen Materialien filigrane Abbilder von Häusern, Autos oder Wohnmobilen. Aus Geschenkpapier aller Art bunt, kitschig, fröhlich mit reichlich überzogenem Klebeband zur Sicherheit, aber durchsichtig und einem Kugelschreiber zur näheren Beschriftung erschafft er diese vielschichtigen Kunstobjekte. Schiebetüren bewegen sich, Katzenklappen wackeln, Dächer sind abnehmbar. Die Rampe am Sprinter für Rollstuhlfahrer ist ausziehbar und die Campingkochflaschen sind separat zum Herausnehmen, aber wie er sagt: „Achtung mit der Gasflasche!
Besonderen Wert legt Pascal Grenzer auf die Darstellung von Sicherheitstechnik zur Unfallverhütung, Kindersicherheit, zum Einbruch- und Brandschutz. Durch seine Vorliebe und Begeisterung für Räume und spezielle Sicherungstechnik wird der Betrachter umsichtig wachsam. „Achtung, die Tür schließt allein. Finger weg!“
Pascal Grenzer wurde 1998 geboren. Er besucht die Schule des SBBZ Haslachmühle und lebt dort im Internat. Er erhielt 2021 den Aktion-Kunst-Preis (2. Preis) der Aktion Kunst Stiftung und wurde ausgestellt.